Samstag, 21. Juni 2014

Etappe 4 - Von Zeesen nach Fangschleuse

Heute wage ich eine Steigerung, nämich eine Doppeletappe: Die Etappen 4 und 5 an zwei Tagen nacheinander.

Am ersten Tag wandere ich knapp 30 km von Zeesen nach Grünheide. Auf mich wartet eine sehr abwechlungsreiche, anstrengende und manchmal auch überraschende Etappe. Dazu kommt, daß der Südosten des Berliner Umlandes viel Verkehrsinfrastruktur und viele Gewässer hat, weshalb es hier erstens quasi nirgendwo wirklich ruhig ist (weil immer eine Autobahn oder aber der Flughafen Schönefeld mit seinen Ein- und Abflugschneisen in Hörweite ist) und ich zweitens meine Wanderroute den Zwängen der örtlichen Gegebenheiten anpassen muß. Im Verlauf der Wanderung bis nach Strausberg muß ich folgende Barrieren überwinden:
Die Dahme, die A10, den Oder-Spree-Kanal, die Spree, noch einmal die A10, die Löcknitz und den Kalksteinbruch Rüdersdorf.

Zunächst muß ich mal aus Zeesen raus. Da dies ein Ortsteil von Königs Wusterhausen ist, wandere ich die ersten Kilometer durch eine kleinstädtische Umgebung. 



 A. Ich verlasse den Bahnsteig in Zeesen auf der ostwärtigen Seite und gehe den Weg vom Bahnhof weg.
 B. Nach etwa 200 m geht links ein Weg ab, dem ich folge. Ab jetzt gehe ich eigentlich immer Richtung Norden, parallel zur Bahnstrecke. Die erste Querstraße, auf die ich stoße, nehme ich in einer links/rechts-Kombination und gehe weiter an der Bahn entlang.
 C. An der nächsten Kreuzung überquere ich die diagonal von rechts kommende Straße und gehe in die rechts gegenüberliegene hinein und an der nächsten Querstraße wieder links, damit ich die nördliche Richtung beibehalte. Klingt komplizierter als es ist - ich muß mich einfach durch die Siedlung winden. Die Karte gibt Aufschluß über Richtung und Weg.
 D. Die Siedlung ist dann irgendwann auch zu Ende - zu erkennen am Sackgassenschild. Das ist immer ein gutes Zeichen für den Wanderer. Und richtig:
 E. Hier ist Zeesen zu Ende. Ich durchwandere das Naturschutzgebiet Tiergarten, immer weiter Richtung Norden.
 F. Die Storkower Straße wird geradeaus überquert.
 G. An der nächsten möglichen Kreuzung biegen wir wieder rechts ab. Inzwischen bin ich in Königs Wusterhausen. Hinten am Ende der Straße erkenne ich schon den stehenden Verkehr vor der Schleusenbrücke über die Dahme.
 H. An der Einmündung halte ich mich links und kann schon die Schleusenbrücke sehen.
 I. Das ist eine ziemlich großzügige, auf den Wassersport zugeschnittene Schleusenanlage.
J. Alles ist tiptop in Ordnung und der Schleusenwärter gießt seine Blumen. Ich gehe über die Fußgängerbrücke über die Dahme und halte mich rechts, bis zur Weggabelung in Neue Mühle.








Ab hier wird es jetzt ein bißchen laut. Gewerbegebiet, Autobahnauffahrt und Autohof mit viel LKW-Verkehr machen dem Wanderer das Leben schwer. Teilweise gibt es keinen Fußweg und man muß links am Straßenrand gehen. Aber es wird auch bald wieder besser. Der Reihe nach. In Neue Mühle halte ich mich an der Gabelung links und quere die Bahnlinie. Dahinter beginnt ein Gewerbegebiet; zunächst allerdings noch ein par hundert Meter durch Wohnbebauung.


 J. Diese Straße, leicht bergab, führt direkt durch das Gewerbegebiet hindurch, immerhin hier noch mit teilweise erkennbaren Gehwegen. Als die nächste Kreuzung in Sicht kommt, schlage ich mich nach halbrechts in die Büsche, wie auf der Karte in lila zu sehen. Hier gibtes einige Trampelpfade, und man kommt an der viel befahrenen Zuwegung zur Autobahnauffahrt raus. geradeaus führt ein Schotterweg in den Grünstreifen zwischen der Straße und der Autobahn. Den gehe ich entlang, da die Straße hier keinen Gehweg hat.
 K. Unter der Autobahn durch und dann bergauf geradeaus auf die Auffahrt zum Autohof. Das Foto hier links täuscht darüber hinweg, daß hier wirklich viel Verkehr herrscht, vor allem LKW. Wenn so ein 30-Tonner auf mich zu kommt, gehe ich stets ein paar Schritte auf den Grünstreifen. Die Trucker wissen das zu schätzen. Einer winkt sogar dankbar.
 L. Hier befindet sich eine große asphaltierte Abstellfläche für LKW. sie endet augenscheinlich mit einer Sackgasse. Aber hinter dem Betonpoller kann ich in der Ecke des Parkplatzes durch die Büsche einen kleinen sandigen Hang hinaufgehen.
 M. Oben angekommen stehe ich plötzlich auf einem Feldweg, auf dem ich weiter Richtung Norden gehen kann. Der Weg wird im Verlauf immer weniger genutzt, dadurch ist er immer mehr zugewachsen. Aber man kann einen Weg erkennen. Immer schön dem Trampelpfad folgen. Es geht entlang eines Zaunes, hinter dem eine Kiesgrube liegt. Der lilafarbene Weg ist der tatsächlich gelaufene, ich kam dann auf der Sandstraße, die aus der Kiesgrube kommt, heraus.
 N. Hier halte ich mich links, weil ich auf die Wernsdorfer Straße muß, die ich dann ein kurzes Stück nach rechts entlang gehe.
 O. Schon nach dem nächsten Gebäude geht nach rechts eine kurze Straße ab, der ich folge.
 P. Sie wird bald darauf zum Schotterweg und führt an ein paar Datschen vorbei.
 Q. Am Ende kommt dann eine Schranke, die den Beginn des Wanderwegs, der rechts am Baum auch als solcher ausgeschildert ist, anzeigt. Da freut sich der Wanderer und überwindet die Barriere. Ich finde mich im Grünen wieder. Autobahn und Straße werden leiser.Ich bin wieder ganz allein im Wald unterwegs.
 R. Ich komme wie geplant an einer Stromleitungstrasse heraus. Diese quere ich diagonal, was hier durch vorhandene Wege auch möglich ist, und gehe gegenüber in den Wald. Wie auf dem Kartenausschnitt zu sehen, kann man hier einige Varianten wählen, um auf den Hauptweg, der noch etwas links von mir liegt, zu gelangen.
 S. Ich wähle die lilafarbene Variante und stoße mitten im Wald auf einen alten "Todesstreifen", samt altem Strefenweg, Stacheldrahtresten und kaputten Lampen. Vielleicht gab's hier mal eine der zahlreichen Sowjetkasernen? Ich trete etwas vorischtiger auf...
 T. Kurz danach stoße ich auf den Hauptweg, auf den ich nach rechts Richtung Nordost abbiege. Daß das hier alles so schön plattgewalzt ist, hat einen Grund.
 U. Diese Ungetüme, sogenannte "Vollernter", kämpfen sich hier durch den Wald, der intensiv forstwirtschaftlich genutzt wird. Wenn es also von rechts brummt, besser mal die Lage checken.
 V. Aber auch das geht vorbei und der Wald wird licht, grün und still (abgesehen von gelegentlichen Überflügen in schon etwas größerer Höhe). Hier mache ich eine Rast. Hier begegne ich auf dem letzten Teilstück tatsächlich einem Menschen, der zu Fuß unterwegs ist: Eine sehr sportliche Dame, die lächelnd  an mir vorbeirennt.






Der letzte Teil des Weges bis nach Wernsdorf ist wenig aufregend, was ganz schön ist nach der etwas umständlichen Querung der A10. Es geht immer Richtung Nordost, bis man in Wernsdorf herauskommt.

 W. Einzige Begegnung auf dem Weg war diese mit einer Blindschleiche, der ein Stück ihres Hinterteils fehlte. Was ihr aber nicht viel auszumachen schien.
 X. Der Ortseingang von Wernsdorf.
Y. Die Schleusenbrücke über den Oder-Spree-Kanal, mittels derer ich ebendiesen überquere.











Hinter dem Kanal liegt nun wieder ein ausgedehntes Waldstück, sehr gut mit Wanderwegen durchkreuzt, die sogar der Karte entsprechen. Das soll heute noch anders werden, aber zunächst macht das Wandern Spaß:


 AA. Hinter der Brücke halte ich mich rechts und gehe ein kurzes Stück am Kanal entlang.
 AB. Am Ende der Straße gabelt sich diese in zwei Waldwege, von denen ich den linken wähle, um wieder Richtung Ost zu kommen. Es geht in den lichten Kiefernwald hinein. Kein Mensch zu sehen. Sogar die Sonne kommt ein bißchen raus. Das Leben ist schön.
 AC. Zwischenzeitlich führt mein Weg an einer Art Waldheide entlang. Hier sieht es fast aus wie im Oldenburger Münsterland. Das hier ist aber kein Heidekraut, sondern bräunliches Gras, was den Eindruck von Heide weckt.
 AD. Eine Straße kommt dann auch mal, die überquert werden will.
 AE. Hernach biege ich bei der nächsten Gelegenheit nach links Richtung Nordost ab.
 AF. An der folgenden Gabelung (klassische Ausführung mit einzelnem Baum in der Spitze!) gehe ich rechts. Ich kann die A10 schon wieder hören.
 AG. An der nächsten Straße brauche ich nur kurz rechts abzubiegen, um dann
 AH. auf den Geh- und Fahrradweg abzubiegen, der nach links entlang der Autobahn in die Spreeniederung führt.
 AI. Hier liegt nun links das ausgedehnte Feuchtgebiet der Spreeniederung, rechts die laute Autobahn. Da muß ich durch. Über die Spree kommt man weit und breit nur an der Autobahn.
 AJ. Dort führt eine hölzerne Brücke über die Spree, die hier noch total natürlich und sauber vor sich hin mäandert. Man sieht von oben die Fische darin schwimmen, ganz schöne Exemplare. Hier könnte man sich problemlos ein Mittagessen für eine Großfamilie harpunieren.
AK. Ich mache eine kurze Mittagspause. Direkt hinter der Spreebrücke liegt linker Hand der Campingplatz "Jägerbude", der eine Gaststätte hat, in der ich mir ein alkoholfreies Weißbier gönne. Es zischt. Frisch gestärkt mache ich mich auf den letzten Abschnitt für heute. Ab jetzt wird es anstrengend.






Der Knackpunkt des letzten Abschnitts ist wiederum ein Gerwerbegebiet, welches direkt an der Autobahnauffahrt liegt. Weil hier so viel Verkehr herrscht (was auch zur Folge hat, daß es kaum Fußwege gibt in diesem Gebiet), ist nämlich die sonst autobahntypische Abzäunung gegen Wildwechsel auch entlang des Zubringers am Waldrand angebracht, und zwar gleich doppelt. Darum muß ich erst einmal ein Stück in ostwärtiger Richtung an der Straße entlang gehen, bis der Zaun abrupt aufhört. Ab dann ist der Weg, den ich tatsächlich gegangen bin (lila) ein deutlich anderer und auch längerer als der geplante (rot). Das liegt daran, daß - vermutlich wegen der Abzäunung - hier kaum noch Menschen durch den Wald gehen und alle vorhandenen oder auf Karten eingezeichneten Wege kaum noch zu finden sind.



 BA. Nach der Autobahnbrücke gehts links in den Wald und man kommt auf einer großen Brachfläche heraus. Offenbar ein ehemaliges Militär-Areal. Erste links und ich gehe auf den Autbahnzubringer zu.

BB. Dort hinten ist der Wald zu sehen, in den ich will. Wie erwähnt, ist der aber eingezäunt. Nachdem ich das Ende der Umzäunung gefunden habe, schlage ich mich einfach querfeldein ins Gehölz.

 BC. Ich stoße unvermutet auf einen Hochsitz. Da muß doch bestimmt irgendein Weg entlang führen? Im hier sehr weich und angenehm in der Sonne liegenden Gras verstecken sich einige armdicke Baumreste, die mir dann auch ein paar Mal unangenehmgegen das Schienbein schlagen.

BD. Tatsächlich so etwas wie ein Weg. Immerhin. Ein kurzes Stück weit wird er auch zu einem veritablen Waldweg:

BE. Hier kreuze ich eine alte Bahnlinie, die ziemlich zugewuchert ist. Die schlängelt sich hier durchs Gehölz, ohne daß das irgendwie benutzt aussieht. Nach der Bahnlinie biege ich links ab, da ich ja nach Norden will. Die Karte hilft nicht wirklich, weil eben die dort eingezeichneten Wege kaum auffindbar oder gar nicht mehr vorhanden sind.

BF. Hier zum Besipeile ist der Weg wieder komplett zugewachsen. Ich lerne, daß Autan nicht gegen Brennesseln hilft. Vor allem, wenn sie mannshoch wachsen... Es gibt aber auch wirklich schöne Entdeckungen zu machen:

BG. Walderdbeeren!

BH. Roter Fingerhut! Eine der giftigsten Pflanzen, die in heimischen Gefilden wachsen. Aber auch definitiv eine der schönsten.

BI. Ein Admiral. Leider hat er im Sitzen für mich nicht mehr die Flügel geöffnet... Wie man sieht, sitzt der Schmetterling auf einer Schiene. Ich habe mich nämlich dazu entschlossen, auf den Gleisen entlangzugehen, die immerhin irgendwann irgendwo herauskommen müssen. Laut Karte müßten rechts der eine oder andere Querweg auftauchen. Es ist aber nix zu sehen. Ich gehe weiter.


BK. Die Bahnstecke ist zwar vielerorts schon mit veritablen Bäumen überwachsen, aber die Deutsche Bahn AG scheut keine Kosten: Die Signalanlage ist in TOP-Zustand und in Betrieb!

BL. Die Bahnstecke macht einen weiten Linksbogen, was mich wieder von meiner gewünschten Richtung abbringt, was mir auch mein Kompaß bestätigt. Wie komme ich hier wieder heraus? Das Kreuz deutet auf einen Gleisanschluß hin, der irgendwo dahinten kommen muß. Ich gehe weiter auf dem Gleis entlang.

BM. Endlich! Der Anschluß an das Hauptgleis, auf dem auch die Bahn zum Bahnhof Fangschleuse fährt, der jetzt hinter mir liegt. Ich mache also kehrt und biege spitz nach rechts in ostwärtiger Richtung ab. Entlang der Gleise führt der Weg bis zum Bahnhof Fangschleuse.

BN. Von hier aus kann man im Stundentakt immer um eine Minute vor der vollen Stunde zurück nach Berlin fahren. Ich will heute aber noch weiter, nämlich ins knapp 3 km entfernte Grünheide, zu dem der Bahnhof Fangschleuse gehört. Also überquere ich die Gleise und gehe weiter Richtung Norden.

 BO. So sieht er aus, der Bahnhof Fangschleuse. Naja.

BP. Auf dem Weg nach Grünheide geht es über ein Brücke: Noch ein nettes, kleines Flüßchen namens Löcknitz. Die hat ostwärts von hier ein gleichnamiges Tal zu durchfließen, welches als ein echtes Naturparadies angepriesen wird.

BO. Dann führt die Straße nach Grünheide hinein. Geschafft! Das waren 30 fordernde Kilometer. Direkt neben meiner Unterkunft gönne ich mir das traditionelle Eis, und zwar bei Schakkeline.
Übernachten werde ich in einem kleinen Ferienzimmer (mit Frühstück) bei der freundlichen Frau Fels. Morgen geht's weiter!


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